Petershagen - Storchenhauptstadt an der Weser

Das Westfälische Petershagen mit seinen 29 Ortschaften, in denen über 25.000 Einwohner leben liegt im Mühlenkreis Minden-Lübbecke direkt an der Grenze zu Niedersachsen etwa 12 Kilometer von Minden, 25 Kilometer von Porta Westfalica und ca. 20 Kilometer von Stadthagen entfernt. Mit ihrer Größe von 212 Quadratkilometern zählt Petershagen zu den größten Städten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen.

Erst Erwähnung fand die an der Weser liegende Stadt im Jahre 784 durch Karl den Großen, der durch ein Hochwasser an der Überquerung des Flusses gehindert wurde. Im Jahre 1306 wurde im Auftrag des Mindener Bischofs Gottfried von Waldeck eine Wasserburg gebaut, die den Namen Petershagen erhielt, aus dem der Name der Stadt hervorgegangen ist. In den Jahren 1545 bis 1547 wurde die Burg zu einem Schloss im Stile der Weserrenaissance umgebaut.

Schon vom weiten ist die Silhouette des Kohlekraftwerkes Heyden zu erkennen das im Ortsteil Lahde direkt an der Weser erbaut wurde und mit einer Nettoleistung von 875 Megawatt das leistungsstärkste Steinkohlekraftwerk mit nur einem Block in Europa ist und das erste Kraftwerk war, das nach dem Krieg ans Netz ging.

Der Innenhof von Schloss Petershagen
Blick von Schloss Petershagen in Richtung Weser

Die Sehenswürdigkeiten von Petershagen

Ein Streifzug durch Petershagen lohnt sich, in Petershagen und in seinen vielen Ortschaften sind mehr als 150 denkmalgeschützte Bauwerke zu finden. Ältestes Bauwerk ist natürlich das Schloss Petershagen, das auf eine im Jahre 1306 erbaute Wasserburg zurückgeht und das seit 1967 ein Hotel ist. Die Terrasse des Schlosses bietet einen schönen Blick auf die Weser mit ihren vorgelagerten Auen. Im St.-Gorgonius-Keller, welcher im Mittelalter ein „Kommunikationszentrum“ war, werden heute Mittelalterliche Festmahle abgehalten.

Das alte Amtsgericht stammt aus dem Jahre 1913 und ist im Stil der Neorenaissance erbaut. Neben dem Gerichtsgebäude umfasst der Komplex auch noch das Richterwohnhaus, eine Gerichtsdienerwohnung sowie das Gefängnis nebst Innenhof. Heute ist im alten Amtsgericht das Kulturzentrum der Stadt untergebracht, das Haus wird für vielfältige Aktivitäten wie Theateraufführungen, Konzerte, Filmvorführungen oder auch Lesungen genutzt. Außerdem werden hier zahlreiche Ausstellungen deutscher und ausländischer, insbesondere osteuropäischer Künstler, abgehalten.

Ein besonderes Erlebnis ist die Übernachtung in gestreifter Häftlingskleidung in einer der vier Zweier-Zellen oder der Sechser-Zelle in den dort stehenden Etagenbetten, eine durchaus preiswerte Möglichkeit der Übernachtung, die mit Frühstück buchbar ist. Anders als früher können die Zellen aber heute jederzeit verlassen werden.

Vor dem Amtsgericht steht eine „Familienskulptur“ die schöne, aber auch schwere Zeiten darstellen sollen. Während der obere Bereich „Gesundheit, Lebensfreude, Geselligkeit, Geborgenheit und Sicherheit“ symbolisieren verweisen die fehlenden Glieder an den Beinen auf „Krankheit, Tod und andere Nöte“.

Ältestes Bauwerk ist das Schloss Petershagen
Das alte Amtsgericht stammt aus dem Jahre 1913

Westfälische Mühlenstraße

Petershagen liegt an der Westfälischen Mühlenstraße, an der sich 40 historische Mühlen unterschiedlicher Bauweise befinden, allein 11 davon stehen in Petershagen.

An den Wochenenden von April bis Oktober finden „Mahl- und Backtage“ statt, fachkundige Führer stellen die liebevoll restaurierten Mühlen dem interessierten Publikum im Betrieb vor, frisch gebackenes Brot und „Platenkuchen“ (westfälisch für Butterkuchen) verwöhnen anschließend die Besucher.

Alljährlich am Pfingstmontag findet der Deutsche Mühlentag statt, ein Aktions- und Thementag mit dem Ziel die Mühlen als technisches Denkmal sowie die Kulturtechnik des Müllers zu erhalten.

Die Büschings Mühle wurde im Jahr 1810 erbaut
Lechner-Figuren vor der Lahder Klostermühle

Kunst des Glasmachens

Früher war die Kunst des Glasmachens an der Weser beheimatet, hier wurde Glas für den Weltmarkt hergestellt. Im Ortsteil Ovenstädt befindet sich das Westfälische Industriemuseum Glashütte Gernheim, die einst eine der bedeutendsten Glasfabriken Norddeutschlands war.

Viele Gebäude des ehemaligen Fabrikdorfes sind erhalten geblieben, darunter der Glasturm von 1826 sowie zahlreiche Arbeiterhäuser sowie das Wohnhaus des Hüttenbesitzers und eine Korbflechterei.

Etwa 2.000 Ausstellungsstücke zeigen die ganze Vielfalt der Glasproduktion, täglich außer montags von 10–13.30 Uhr und von 14.30–17.30 Uhr können Sie hautnah miterleben, wie Glasmacher mit ihrem Werkzeug aus der glühenden Glasmasse Gläser herstellen bzw. veredeln.

Wer möchte kann sich selbst als Glasbläser versuchen, entsprechende Kurse werden angeboten. Gruppenführungen auch in unterschiedlichen Sprachen werden kostenpflichtig angeboten.

Im Museumsshop können Sie eine große Auswahl an farbenfrohen Gläsern, die nach historischen Vorbildern hergestellt wurden, sowie zeitgenössische Glaskunst kaufen, der Museumsshop hat dienstags bis sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Das Westfälische Industriemuseum Glashütte Gernheim
Viele Gebäude des ehemaligen Fabrikdorfes sind erhalten geblieben

Weitere interessante Museen

Weitere interessante Museen sind die Alte Synagoge die ein „Informations- und Dokumentationszentrum für jüdische Orts- und Regionalgeschichte“ ist, das Heringsfänger-Museum Heimsen das auf das größte zusammenhängende Wohngebiet deutscher Heringsfänger im Städteviereck Minden – Stolzenau – Stadthagen – Bückeburg zurückgeht und die Welt der Heringsfänger zeigt.

Das Westfälisches Storchenmuseum „Haus – Heimat – Himmel“ in einem über 300 Jahre alten Gebäude das sich „facettenreich der kulturgeschichtlichen Bedeutung des Storches und der besonderen Beziehung zwischen Storch und Mensch“ widmet. Übrigens gilt Petershagen als „Storchen-Hauptstadt Nordrhein-Westfalens“ brüten doch in den Weserauen rund um Petershagen nicht weniger als 23 Paare. 

Etwa 2.000 Ausstellungsstücke zeigen die ganze Vielfalt der Glasproduktion
Die Lahder Klostermühle ist eine zweistöckige Galerie-Holländerwindmühle mit Segelflügeln und Windrose

Für Aktive

Für Aktive lohnt sich ein Ausflug mit dem Fahrrad, entdecken Sie die wunderschöne Umgebung von Petershagen vom Sattel aus. Durchqueren Sie z.B. den Staatsforst Heisterholz, ein 880 Hektar großes Waldgebiet südwestlich von Petershagen das zur Hälfte als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist oder fahren Sie zu einer der zahlreichen Mühlen im Stadtgebiet.

Einer der attraktivsten Radwanderwege ist die Storchenroute bei Petershagen, radeln Sie auf gut 50 Kilometer Länge mit Start am alten Amtsgericht und auf beiden Seiten der Weser durch verschiedene Naturschutzgebiete vorbei an vielen Storchennestern.

Auch der Weserradweg führt an Petershagen vorbei. Oder doch lieber auf Schusters Rappen? An der Touristinformation erhalten Sie umfangreiches Material für Spaziergänge durch die vielen Ortsteile, um diese zu Fuß kennenzulernen.

Im Sommer locken für eine Abkühlung der Badesee Lahde mit Grünflächen, Sandstrand und Bistro am See sowie das Freibad Lahde mit 50-Meter-Becken und Rutschen, das von Anfang Juni bis Ende August geöffnet ist.

Hier noch ein paar Ausflugstipps für Urlaub mit Kindern. Im nahe gelegenen Minden lockt der Potts Park, der besonders gut geeignet für Kinder von 2 bis 11 Jahren ist. Im 22 Kilometer entfernten Münchehagen liegt der Dinopark, hier können Sie auf einem 2,5 km langen Rundweg über 230 lebensecht rekonstruierte Dinosaurier bestaunen.

Im nahe gelegenen Wiedensahl, dem Geburtsort von Wilhelm Busch, können Sie das Geburtshaus von Wilhelm Busch besuchen. In Wiedensahl hat Wilhelm Busch mehr als 40 Jahre seines Lebens verbracht. Rund um Wiedensahl führt ein 25 Kilometer langer beschilderter und bebilderter Radwanderweg, Fahrräder können Sie sich kostenpflichtig am Museum ausleihen. 

Eine "Familienskulptur" symbolisiert die Einheit von schönen und schweren Zeiten im menschlichen Leben
Fasanerie von Schloss Petershagen